Überarbeitetes Rezept vom 25.06.2023

Linsen gekeimt und gekocht

von Henning Müller-Burzler

Linsen einmal anders: gekeimt und gekocht. Diese Variante hat zwei Vorteile gegenüber normal gekochten Linsen: Sie sind leichter verdaulich und hinterlassen ein leichteres Gefühl im Verdauungstrakt und Körper.

     Im Vergleich zu ungekeimten, gekochten Linsen sind sie nach dem Kochen etwas knackiger und schmecken ein wenig wie Gemüse. Durch den Keimungsprozess werden zwar einige zusätzliche Nährstoffe gebildet, diese werden durch das Kochen aber größtenteils wieder zerstört.

     Nachteilig ist dagegen, dass alle gekeimten Hülsenfrüchte durch den Keimungsprozess eine Teil ihrer Heilkräfte verlieren, weshalb man damit bestimmte heilkräftige Ernährungsanwendungen nicht machen kann.

 

Rohe Hülsenfrüchte sind giftig

Weil alle Hülsenfrüchte im ungekeimten und gekeimten Zustand mehrere giftige Inhaltsstoffe, wie blausäurehaltige Verbindungen, Phasin, größere Saponinmengen und starke Enzymhemmer, sogenannte Protease-Inhibitoren, enthalten, sollten sie grundsätzlich ausreichend lange erhitzt werden. Nur lang gesprosste Hülsenfrüchte, wie zum Beispiel 5 bis 10 cm lange Mungbohnensprossen, haben eine Mindestkochzeit von 10 Minuten, weil sie durch den längeren Keimungsprozess geringere Mengen dieser giftigen Substanzen enthalten und durch das Erhitzen vergleichsweise schnell gut verdaulich werden.

 

Ankeimen und Kochen der Linsen

Einweichen: Um Linsen richtig anzukeimen, müssen sie ausreichend lange in frischem, raumwarmem Wasser eingeweicht werden. Für ungeschälte Linsen beträgt die Einweichzeit 7 Stunden, für sehr kleine Linsen, wie Belugalinsen, 6 Stunden.

     Sinnvoll ist es, nach 2 bis 4 Stunden einen Wasserwechsel vorzunehmen. Denn beim Einweichen werden unter anderem organische Säuren ins Wasser abgegeben, die bei zu hoher Konzentration die Keimfähigkeit des Keimlings verschlechtern. Im Winter sollten sie nicht zu kalt stehen, weil sich der Quellvorgang der Früchte sonst verlangsamt.

 

Ankeimen: Nach dem Einweichen sollten die Linsen zweimal gespült und das Wasser abgegossen werden. Zum Ankeimen werden sie am besten in einer abgedeckten Schüssel bei Raumtemperatur stehen gelassen. Um sie feucht zu halten, sollten sie morgens und abends gespült beziehungsweise kurz gewässert werden.

     Nach ungefähr 2 Tagen, inklusive der Einweichzeit, sind die Linsen fertig angekeimt. Die Keimlingslänge beträgt dann ungefähr einen Zentimeter. In diesem Zustand können sie entweder gekocht oder in einer Dose im Kühlschrank mindestens 7 Tage für eine spätere Verwendung aufbewahrt werden. Durch die Kühlung wird der weitere Keimungsprozess deutlich verlangsamt.

 

Linsen wässern
Linsen wässern
Linsen ankeimen
Linsen ankeimen
Linsen fertig angekeimt
Linsen fertig angekeimt


Sprossen ziehen:
Möchten Sie "Linsengemüse" essen, können Sie aus den kurz gekeimten Linsen auch lange Sprossen ziehen. Die gekochten, dampfgegarten oder gedünsteten Sprossen haben gegenüber den gekochten angekeimten Linsen jedoch andere ernährungsphysiologische Wirkungen. In erster Linie haben sie stärkere Yin-Energien als ungekeimte oder kurz gekeimte Hülsenfrüchte, weshalb sie den Körper wesentlich schlechter wärmen, was vor allem in den kalten Jahreszeiten von Bedeutung ist. Dies betrifft alle längeren Sprossen von Hülsenfrüchten im Vergleich zu ungekeimten oder kurz gekeimten Samen.

 

Kochen: Damit aus angekeimten Linsen eine gut schmeckende, leicht verdauliche Mahlzeit wird, sollten sie mindestens eine Stunde gekocht werden. Optimal ist eine Kochzeit von 1,5 bis 2 Stunden. Die längere Kochzeit hat vor allem energetische Vorteile, weil bestimmte Heilkräfte, die durch das Ankeimen nicht verloren gehen, dadurch verstärkt werden. Kochzeiten von mehr als 2 Stunden sind dagegen nicht notwendig.

 

Kochen in höheren Lagen: Falls Sie in höheren Lagen wohnen, beachten Sie bitte, dass die Kochtemperatur des Wassers bis zu einer Höhe von 1.000 m ü. NN um 0,33 °C pro 100 Höhenmeter wegen des geringer werdenden Luftdrucks abnimmt. Auf einer Höhe von 600 m ü. NN kochen Sie dementsprechend mit ungefähr 98 °C. Für ein optimales Aufschließen von Hülsenfrüchten, vor allem von ungekeimten Linsen, Bohnen, Erbsen und Kichererbsen, müssen diese dann einige Zeit länger als normal gekocht werden. Andererseits können Sie in höheren Lagen auch einen Drucktopf verwenden und die Kochtemperatur dadurch erhöhen, wodurch die verlängerten Kochzeiten wieder reduziert werden.

 

Ankeimen von Mungbohnen: Von den Bohnen eignen sich vor allem Mungbohnen für das Ankeimen. Nach einer Einweichzeit von 10 Stunden beginnen sie in einem warmen Raum sehr schnell zu keimen und sind bereits am nächsten Tag fertig angekeimt. Die Kochzeiten sind genauso lang wie von angekeimten Linsen.

     Aus Mungbohnen lassen sich auch sehr gut Mungbohnensprossen züchten. Wenn diese eine Länge von mindestens 5 bis 6 cm erreicht haben, beträgt die notwendige Mindestkochzeit nur 10 Minuten.

 

Zusammenfassung

  Einweichzeiten Keimungszeiten Kochzeiten
Linsen (gekeimt) 6-7 Std. ca. 36 Std.

mind. 1 Std., optimal 2 Std.

Mungbohnen (gekeimt) 10 Std ca. 24 Std.

mind. 1 Std.,

optimal 2 Std.


Weitere Informationen:
Ausführlich wird das richtige Kochen von ungekeimten, gekeimten und gesprossten Hülsenfrüchten, inklusive dem Kochen mit dem Drucktopf in höheren Lagen, sowie deren einfache Haltbarmachung durch Einfrieren im Buch "Die Grundregeln der Methusalem-Ernährung" beschrieben.